Der Schneidlinger Goldring

   Im Jahre 1893 errichtete der Ökonom Carl Riecke jun. auf seinem, vom Vater Carl Riecke sen. 1880 erworbenen Grundstück Magdeburger Straße 26 eine neue Scheune. Dabei stießen die Arbeiter, welche die Baugrube aushoben, in ca 2 m Tiefe auf ein Pferdeskelett. Darunter befand sich ein Gefäß mit Asche und einem Armreif, einem sog. „Eidring“. Eine in der Nähe gefundene Urne wies keinen Inhalt auf. Diese Funde konnten der späten Bronzezeit (1300-720 v.Chr.) zugerordnet werden.

   Ob nun die Überreste des Pferdes durch einen örtlichen Abdecker später an dieser Stelle verscharrt wurden, oder ob ein direkter Zusammenhang mit den Urnen besteht, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Sollte aber das Letztere der Fall sein, so deutet dieser Umstand auf den kümmerlichen Rest eines einstmals reich ausgestatteten Prunkgrabes eines germanischen Stammesführers des Harzvorlandes hin.

   Dieser Reif besteht aus Rotgold und wiegt 103,7 Gramm und befindet sich heute im Landesmuseum Halle.

 

Aus dem Schriftwechsel:

 

Schneidlingen.

Kr. Quedlinburg

Fundplatz

Herr Dr. Hahne

                            Halle a./S.

Kaum waren Sie von mir fort,

da stellte sich meine ...... ein

und Sie erlauben, dem Abgemach-

ten noch einmal näher zu

treten. Ich war so confus und

aufgeregt, weil es nicht mein

Wille war den Goldreif zu

veräußern, das werden Sie mir

wohl angesehen haben, nur der

Betrieb meiner Frau lag hier

zu Grunde. Also hören Sie bitte,

ich wollte Ihnen ganz aus

alter Freundschaft den Willen

thun und Sie nicht so reisen lassen

aber

aber mein Wille war der, ich

wollte Ihnen den Reif mit 1000 M.

lassen und den Abmachubgeb

und Versprechungen, aber die

200 M. Auslagen wollte seperat

haben, das war doch der Finder-

lohn den ich gab diese 200 M. habe

ich nun nicht bekommen nur

das baare und die Forderung

von 1000 M. Es war ja eine

Übereilung und Gedankenlo-

sigkeit von mir ich war eben

kopflos, weil es durchaus

mein Wille nicht war. Nun

soll es kein Nachhandeln sein

denn die Schuld liegt an mir,

aber eine Bitte, da wir

doch so bekannt in der Zeit mit

einander

einander geworden sind und

für so reell halte ich Sie, das Sie

dies noch beim Landeshaupt-

mann bewirken werden und

mir die 200 M. noch zukommen

und zuschicken werden, Sie

haben ein schönes Schmuck-

stück von mir bekommen

und Ihrem Museum einver-

leibt, wovon ich mich schwer

getrennt habe, darum biite

ich werden Sie so edel sein,

dies noch zu bewirken und

mir übersenden. Mit der

Abbildung oder Nachahmung

des Goldreifes erfreuen Sie

mich vielleicht als Weihnachts-

präsent, aber bitte genau wie

versprochen zu halten, was ich

sonst noch in Erfahrung bringen

kann, werde ich auch meine

Schuldigkeit

Schuldigkeit, nun nochmals

thun auch Sie die Ihre und er-

füllen mir die Bitte und

bewirken Sie noch die 200 M.

aus, damit ich nicht mit Neid

auf die Stunde wo ich ja sagte

zurückblicke, ich weiß es liegt

in Ihrer Macht und Willen.

Mit größter Hochachtung

und Gruß

                   Ihr

                            C. Riecke.

Potsdam

Neue Königsstraße 115.

 

 

Schneidlingen

Grundstück 26. Erworben

von Carl Riecke sen.

1880 (verst.) bis 1910 Riecke jun.

Gefunden 1893 beim Neu-

bau der Scheune, von

Arbeitern. Angeblich:

-----------------------

/ 2 m   Pferdegerippe

                    darunter Gefäß mit

                          Ring

Im Gefäß Asche, darin steckte der

                             Ring

Nahe dabei 2te Urne, ohne Inhalt ...